Steuern für Selbstständige: Wie wird Ihr Einkommen besteuert?

Einleitung
Wenn Sie sich in der Schweiz selbstständig machen, wird die Frage der Einkommenssteuer schnell zentral. Im Gegensatz zu Angestellten, bei denen die Steuer an der Quelle abgezogen wird, müssen Sie verstehen, wie Sie Ihr steuerbares Einkommen berechnen, Ihre Steuerlast antizipieren und die provisorischen Akontozahlungen verwalten.
Das Schweizer Steuersystem basiert auf einem einfachen Prinzip: Sie werden auf Ihren Reingewinn besteuert, das heisst Ihre Bruttoeinnahmen abzüglich Ihrer abzugsfähigen Geschäftskosten. Aber zwischen den obligatorischen Sozialabgaben, den abzugsfähigen Geschäftskosten und den verschiedenen Steuertarifen (Bund, Kanton, Gemeinde) kann man sich leicht verlieren.
Dieser Leitfaden erklärt Ihnen konkret, wie Ihr Einkommen als Selbstständiger in der Schweiz besteuert wird. Sie erfahren die Berechnung des steuerbaren Einkommens anhand von Zahlenbeispielen, die anwendbaren Tarife je nach Kanton, die Funktionsweise der Akontozahlungen und praktische Tipps zur Optimierung Ihrer Steuersituation ohne Illegalität. Ob Sie Ihre Tätigkeit gerade starten oder Ihre steuerliche Situation besser verstehen möchten, hier finden Sie die wesentlichen Antworten.
📌 Zusammenfassung (TL;DR)
In der Schweiz werden Selbstständige auf ihren Reingewinn besteuert (Bruttoeinnahmen minus abzugsfähige Kosten). Das steuerbare Einkommen unterliegt drei Steuerebenen: Bund (progressiver Tarif bis 11,5%), Kanton und Gemeinde (variabel je nach Ort). Die Sozialabgaben AHV/IV/EO sind steuerlich abzugsfähig. Sie müssen provisorische Akontozahlungen basierend auf Ihrer letzten Veranlagung leisten, mit späterer Regulierung.
Um Ihre Steuersituation zu optimieren, dokumentieren Sie rigoros alle Ihre Geschäftskosten und planen Sie Ihre Investitionen strategisch.
📚 Inhaltsverzeichnis
Das Schweizer Steuersystem für Selbstständige: Überblick
In der Schweiz unterliegen Selbstständige einem dreistufigen Steuersystem: Bund, Kanton und Gemeinde. Im Gegensatz zu Angestellten, bei denen die Steuer an der Quelle abgezogen wird, müssen Sie Ihr Einkommen jedes Jahr selbst deklarieren.
Das Prinzip ist einfach: Sie berechnen Ihren Reingewinn (Einnahmen minus Kosten), ziehen Ihre Sozialabgaben ab, und dieser Betrag wird zu Ihrem steuerbaren Einkommen. Die Steuerperiode entspricht dem Kalenderjahr, und Sie erhalten Ihre Steuererklärung im darauffolgenden Frühjahr.
Dieser Unterschied zum Angestelltenstatus bedeutet eine erhöhte Verantwortung: Sie müssen selbst das für die Zahlung Ihrer Steuern notwendige Geld zurücklegen. Um die Besonderheiten des Status als Selbstständiger besser zu verstehen, konsultieren Sie unseren Vergleichsleitfaden der Rechtsformen.
Wie Sie Ihr steuerbares Einkommen berechnen
Die Berechnung Ihres steuerbaren Einkommens folgt einer präzisen buchhalterischen Logik. Es handelt sich nicht einfach um Ihren Umsatz, sondern um den Reingewinn nach Abzug aller gerechtfertigten Geschäftskosten.
Die Grundformel lautet: Steuerbares Einkommen = Bruttoeinkommen - Abzugsfähige Kosten - Sozialabgaben. Jedes Element dieser Berechnung muss dokumentiert und gegenüber der Steuerverwaltung nachweisbar sein.
Diesen Mechanismus zu verstehen ist entscheidend, um Ihre Steuerlast zu antizipieren und Ihre Situation legal zu optimieren. Die drei folgenden Unterabschnitte erläutern jede Komponente der Berechnung.
Bruttoeinkommen: Was Sie tatsächlich einnehmen
Ihr Bruttoeinkommen entspricht der Gesamtheit der im Rahmen Ihrer selbstständigen Tätigkeit eingenommenen Beträge: Honorare, Dienstleistungen, Produktverkäufe, Provisionen.
Nicht als Einkommen gelten: Spesenrückerstattungen von Kunden (wenn separat in Rechnung gestellt), Privatdarlehen oder Kapitaleinlagen. Hingegen sind Subventionen im Zusammenhang mit Ihrer beruflichen Tätigkeit steuerbar.
Konkretes Beispiel: Sophie, selbstständige Grafikerin, hat 2024 78'000 CHF in Rechnung gestellt. Sie hat zudem eine kantonale Subvention von 5'000 CHF zur Entwicklung ihrer Tätigkeit erhalten. Ihr Bruttoeinkommen beläuft sich somit auf 83'000 CHF.
Die abzugsfähigen Kosten, die Ihre Steuerbasis reduzieren
Die abzugsfähigen Kosten sind alle Ausgaben, die für die Ausübung Ihrer beruflichen Tätigkeit notwendig sind. Sie reduzieren direkt Ihr steuerbares Einkommen, daher die Wichtigkeit, sie gut zu identifizieren und zu dokumentieren.
Hauptsächlich anerkannte Kosten: Miete und Nebenkosten Ihres Büros, Material und IT-Ausrüstung, berufliche Abonnemente, Reisekosten, Weiterbildung, Berufsversicherungen, gerechtfertigte Repräsentationskosten, Verbrauchsmaterial.
Goldene Regel: Jede Ausgabe muss durch eine Rechnung oder Quittung belegt sein und einen direkten Bezug zu Ihrer Tätigkeit haben. Gemischte Ausgaben (private und berufliche Nutzung) müssen proportional aufgeteilt werden.
Für eine vollständige Liste und Optimierungstipps konsultieren Sie unseren detaillierten Leitfaden zu den abzugsfähigen Geschäftskosten.
Beispiel einer vollständigen Berechnung
Nehmen wir Sophies Beispiel wieder auf, um die vollständige Berechnung ihres steuerbaren Einkommens zu veranschaulichen:
Bruttoeinkommen: 83'000 CHF (Rechnungen + Subvention)
Abzugsfähige Kosten: 24'500 CHF (Büromiete 12'000, Material 4'500, Reisen 3'200, Weiterbildungen 2'800, Versicherungen 1'500, Diverses 500)
Reingewinn: 58'500 CHF
Sozialabgaben AHV/IV/EO (10%): 5'850 CHF
Steuerbares Nettoeinkommen: 52'650 CHF
Auf diesen Endbetrag von 52'650 CHF wird Sophie gemäss den Tarifen von Bund, Kanton und Gemeinde besteuert.
Die Sozialabgaben: Abzugsfähig, aber obligatorisch
Als Selbstständiger müssen Sie sich bei einer AHV-Ausgleichskasse anmelden und Ihre Sozialabgaben selbst bezahlen. Diese Abgaben betragen etwa 10% Ihres Reineinkommens (AHV/IV/EO), hinzu kommen die Familienzulagen je nach Kanton.
Gute Nachricht: Diese Abgaben sind vollständig von Ihrem steuerbaren Einkommen abzugsfähig. Sie reduzieren also Ihre Steuerbasis, auch wenn sie eine reale Belastung für Ihre Liquidität darstellen.
Die fakultativen Versicherungen (BVG 2. Säule, Krankentaggeldversicherung, Zusatzversicherungen) sind ebenfalls innerhalb bestimmter Grenzen abzugsfähig, was Ihre Steuerlast erheblich reduzieren und Sie gleichzeitig schützen kann.
Die Berechnung erfolgt kaskadenartig: Sie berechnen zuerst Ihren Reingewinn, dann die Abgaben auf diesen Betrag, dann ziehen Sie diese Abgaben von Ihrem steuerbaren Einkommen ab. Um Ihre Pflichten im Detail zu verstehen, konsultieren Sie unseren Leitfaden zu Sozialabgaben und Versicherungen.
Die Steuertarife: Wie viel werden Sie zahlen?
Sobald Ihr steuerbares Einkommen berechnet ist, unterliegt es einem progressiven System: Je höher Ihr Einkommen steigt, desto höher steigt der Steuersatz. Dieses System gilt auf allen drei Steuerebenen.
Die Progression bedeutet, dass Sie nicht den gleichen Satz auf Ihr gesamtes Einkommen zahlen, sondern steigende Sätze nach Tranchen. Ein Einkommen von 60'000 CHF wird nicht mit 60'000 × Maximalsatz besteuert, sondern nach aufeinanderfolgenden Stufen.
Ihre gesamte Steuerlast kombiniert die direkte Bundessteuer (DBSt) und die Kantons-/Gemeindesteuern, die von Kanton zu Kanton erheblich variieren. Deshalb können zwei Selbstständige mit gleichem Einkommen sehr unterschiedliche Beträge zahlen, je nach Wohnort.
Die direkte Bundessteuer (DBSt)
Die direkte Bundessteuer folgt einem progressiven Tarif, der in der ganzen Schweiz identisch ist. Für eine alleinstehende Person beginnt der Satz bei 0% bis zu etwa 17'800 CHF steuerbarem Einkommen, dann steigt er progressiv an.
Indikative Tranchen (alleinstehend, 2024): 0% bis 17'800 CHF, dann von 0,77% bis 2% zwischen 17'800 und 31'600 CHF, von 2% bis 6,6% zwischen 31'600 und 78'100 CHF, und bis zu 11,5% über 755'200 CHF.
Beispiel: Mit einem steuerbaren Einkommen von 52'650 CHF zahlt Sophie etwa 1'200 CHF direkte Bundessteuer, also einen effektiven Satz von etwa 2,3%. Dieser Betrag bleibt moderat, da die Bundessteuer die niedrigste der drei Ebenen ist.
Die Kantons- und Gemeindesteuern
Hier werden die Unterschiede bedeutend. Jeder Kanton wendet seinen eigenen Tarif an, und hinzu kommen die Gemeindesteuern. Die gesamte Steuerlast kann sich je nach Wohnort verdoppeln.
Beispiele effektiver Gesamtsätze (Kanton + Gemeinde) für ein steuerbares Einkommen von 50'000 CHF, alleinstehend:
Zug: etwa 8-10% (günstigster Kanton)
Zürich: etwa 12-14%
Waadt: etwa 15-17%
Genf: etwa 18-22% (höchster Kanton)
Diese Sätze beinhalten die Kantons-, Gemeinde- und Kirchensteuer. Für Sophie in Lausanne mit 52'650 CHF steuerbarem Einkommen zahlt sie etwa 8'000 bis 9'000 CHF Kantons- und Gemeindesteuern, zusätzlich zur Bundessteuer.
Überprüfen Sie immer den spezifischen Tarif Ihres Kantons und Ihrer Gemeinde auf der Website Ihrer kantonalen Steuerverwaltung.
Das System der provisorischen Akontozahlungen
Im Gegensatz zu Angestellten, die die Steuer jeden Monat an der Quelle zahlen, müssen Selbstständige in der Regel Akontozahlungen während des Steuerjahres leisten. Dieses System vermeidet, die gesamte Steuer auf einmal im Folgejahr zahlen zu müssen.
Die Akontozahlungen werden auf Basis Ihrer vorherigen Veranlagung oder einer Schätzung berechnet, wenn es Ihr erstes Jahr ist. Sie sind in der Regel monatlich oder vierteljährlich zahlbar, je nach Kanton.
Sobald Ihre Steuererklärung bearbeitet ist, erstellt die Steuerverwaltung die definitive Veranlagung und berechnet die Differenz zwischen dem, was Sie tatsächlich schulden, und den bereits geleisteten Akontozahlungen. Sie erhalten entweder einen zu zahlenden Restbetrag oder eine Rückerstattung, wenn Sie zu viel gezahlt haben.
Wie funktionieren die Akontozahlungen
Der Betrag der Akontozahlungen wird von der Steuerverwaltung festgelegt, basierend auf Ihrer letzten Veranlagung. Wenn Ihr Einkommen erheblich steigt oder sinkt, können Sie eine Anpassung des Betrags beantragen.
Die Fälligkeiten variieren je nach Kanton: Einige verlangen monatliche Zahlungen, andere vierteljährliche oder halbjährliche. Sie erhalten einen Einzahlungsschein mit den Beträgen und Zahlungsterminen.
Die Nichtzahlung der Akontozahlungen führt zu Verzugszinsen (in der Regel 4-5% pro Jahr). Umgekehrt, wenn Sie zu viel zahlen, erhalten Sie die Überzahlung mit Vergütungszinsen zurück (niedriger, etwa 0,5-1%).
Erstes Tätigkeitsjahr: Was tun?
In Ihrem ersten Jahr der selbstständigen Tätigkeit hat die Steuerverwaltung keine Grundlage zur Berechnung Ihrer Akontozahlungen. Zwei Optionen stehen Ihnen zur Verfügung: Nichts während des Jahres zahlen und den Gesamtbetrag im Folgejahr begleichen, oder freiwillig beantragen, Akontozahlungen auf Schätzung zu leisten.
Die zweite Option wird dringend empfohlen, um eine hohe Rechnung auf einmal zu vermeiden. Schätzen Sie Ihren jährlichen Reingewinn, wenden Sie etwa 25-30% an, um Ihre Steuern zurückzustellen, und überweisen Sie diesen Betrag jeden Monat auf ein separates Konto.
Diese finanzielle Disziplin erspart Ihnen unangenehme Überraschungen. Um Ihre Tätigkeit gut zu starten und alle Ihre Pflichten zu antizipieren, konsultieren Sie unseren Leitfaden zu den wichtigsten administrativen Schritten.
Praktische Tipps zur Optimierung Ihrer Steuersituation
Ihre Steuersituation legal zu optimieren bedeutet nicht zu betrügen, sondern einfach alle legalen Hebel zu nutzen, um Ihre Steuerlast zu reduzieren. Drei Hauptachsen: rigorose Dokumentation, Planung der Ausgaben und professionelle Beratung bei Bedarf.
Diese Strategien sind für alle Selbstständigen zugänglich, unabhängig von der Grösse ihrer Tätigkeit. Sie erfordern lediglich ein Minimum an Organisation und Voraussicht.
Das Ziel ist doppelt: Den richtigen Steuerbetrag zahlen (weder mehr noch weniger) und jegliche Probleme mit der Steuerverwaltung dank einwandfreier Dokumentation vermeiden.
Dokumentieren Sie Ihre Kosten rigoros
Die goldene Regel der Steueroptimierung: Bewahren Sie ALLE Ihre Belege auf. Jede Rechnung, Quittung oder Beleg, der eine abzugsfähige Ausgabe rechtfertigt, muss mindestens 10 Jahre archiviert werden.
Richten Sie ein einfaches System ein: Monatlicher Ordner, Scan-App oder besser noch ein Fakturierungstool wie BePaid, das Ihre ausgestellten Rechnungen zentralisiert und Ihnen ermöglicht, Ihre Daten für Ihre Steuererklärung einfach zu exportieren.
Eine gute Dokumentation schützt Sie bei einer Steuerkontrolle und stellt sicher, dass Sie keinen legitimen Abzug verpassen. BePaid generiert automatisch konforme Einkommensberichte, um Ihre Deklaration zu erleichtern.
Planen Sie Ihre Investitionen
Wenn Sie wichtige berufliche Anschaffungen planen (Computer, Material, Weiterbildungen), bündeln Sie diese am Ende des Steuerjahres, um Ihre Abzüge für das laufende Jahr zu maximieren.
Diese Strategie ist besonders nützlich in einem Jahr mit aussergewöhnlich hohen Einnahmen. Achtung jedoch: Jede Ausgabe muss beruflich gerechtfertigt und kohärent mit Ihrer Tätigkeit bleiben.
Weiterbildungen, berufliche Abonnemente und Geräteerneuerungen sind Posten, die sich leicht planen lassen, um Ihre Steuersituation ohne Kunstgriff zu optimieren.
Konsultieren Sie einen Steuerberater für komplexe Situationen
Sobald Ihre Situation komplexer wird (hohe Einkommen, mehrere Tätigkeiten, bedeutende Investitionen, besondere Familiensituation), wird die Inanspruchnahme eines Steuerberaters oder einer Treuhand rentabel.
Ein Experte identifiziert legale Optimierungen, die Sie verpasst hätten, und erspart Ihnen kostspielige Fehler. Die Honorare (in der Regel 500 bis 1'500 CHF für eine Deklaration) sind übrigens abzugsfähig.
BePaid hilft Ihnen, Ihre Fakturierung und Zahlungen im Alltag zu verwalten, ersetzt aber nicht die personalisierte Steuerberatung. Um zu wissen, wann Sie delegieren sollten, konsultieren Sie unseren Artikel Buchhaltung: Selbst machen oder an eine Treuhand delegieren.
Das Schweizer Steuersystem für Selbstständige basiert auf einem einfachen Prinzip: Sie werden auf Ihren Reingewinn besteuert, also Ihre Bruttoeinnahmen minus Ihre abzugsfähigen Kosten. Diesen Mechanismus zu verstehen ermöglicht es Ihnen, Ihre Steuerlast zu antizipieren und Ihre Situation legal zu optimieren.
Die drei Hauptsteuern (Bund, Kanton und Gemeinde) werden nach progressiven Tarifen angewendet, die von Kanton zu Kanton erheblich variieren. Die provisorischen Akontozahlungen ersparen Ihnen unangenehme Überraschungen, indem sie Ihre Zahlungen über das ganze Jahr verteilen.
Um Ihre Steuersituation zu beherrschen, dokumentieren Sie rigoros alle Ihre Geschäftskosten und bewahren Sie Ihre Belege auf. Jeder korrekt ausgegebene Franken kann Ihre Steuerbasis reduzieren. Zögern Sie nicht, einen Steuerberater für komplexe Situationen oder in Ihrem ersten Tätigkeitsjahr zu konsultieren.
Um Ihre tägliche Verwaltung zu vereinfachen und einen klaren Überblick über Ihre Einnahmen zu behalten, testen Sie BePaid kostenlos. Unsere Lösung ermöglicht es Ihnen, konforme Rechnungen zu erstellen, Ihre Zahlungseingänge zu verfolgen und Ihre Daten für Ihre Steuererklärung einfach zu exportieren.


